Auf der Suche nach Aurora Borealis
13.1.
Ich konnte nach meiner Nachtschicht noch etwas schlafen und dann sind wir gegen 9:00 in Richtung Leipzig aufgebrochen. Brigitte konnte gut durchfahren und ich habe streckenweise als Beifahrer gedöst. Zwischen Schwabach West und Schwabach Süd war dann Schluss mit flüssigem Verkehr. Fast 4 Stunden mussten wir auf der Stelle im Stau stehen, weil sich ein Brückenspringer nicht entscheiden konnte. Dann irgendwann wurde der Stau durch die Polizei von hinten aufgelöst und wir konnten nach Umleitungen zügig bis Leipzig durchfahren. Dort erwarteten uns die Bären mit einer tollen heissen Linsensuppe. Überhaupt wurde wieder geschlemmt vom Feinsten und auch die Weihnachtsgans wurde nachgeholt. Etwas shoppen in der Keramikscheune und abends Treffen mit Freunden, so geht ein schönes Wochenende!
16.1
Auf nach Kiel! Die Fähre nach Göteborg legt 18:45 ab. Wir kommen entspannt und frühzeitig an und können so noch wichtige Dingelchen shoppen und den CheckIn erledigen. Lustiges Gespräch mit dem Zöllner wegen unserem „riesigen“ Bargeldvermögen und schon waren wir Onboard. Kabine beziehen, etwas in der Lounge happern und schon waren wir froh, im Nest zu liegen. Reise-Reise!


17.1.
Die Ankunft in Göteborg ist immer spannend, sooft man auch fährt. Zuerst der nicht sehr grosse, aber nicht minder schöne Schärengarten, die Festungsinsel Nya Elfsborg, die Hafenanlagen …



und natürlich die Durchfahrt unter der beeindruckenden Älvsborgsbron-Brücke.


Ich bin da 2015 mal darüber hin- und zurückgegangen, da ist man eine Weile unterwegs und man hat einen fantastischen Ausblick über die Stadt. Heute verweilen wir nicht, wir wollen nach Oslo. Bevor es vom Hafen auf die Strasse geht, muss Peter als Fahrer erst ins Röhrchen pusten. Bei Alkohol verstehen die Skandinavier keinen Spass. Dann gehts weiter, das Navi dreht sich im Kreis und will uns auf Strassen schicken, die es nicht mehr gibt. Dafür kennt es die neue Zufahrt zur E6 nicht, das letzte Update ist zu lange her.
In Oslo übernachten wir im Olympiatoppen. Hier werden die Stars geboren für Norwegens Sportwelt. Faszinierend, sich zu erkundigen, wie hier der Sportaufbau geschieht. Kein Wunder beissen die Norweger den Schweizern jeweils den Sieg weg! Komme mir ein wenig komisch vor, so zwischen den Durchtrainierten am nächsten Morgen zu frühstücken.


18.1.
Es schneite fast die ganze Nacht. Peter muss den Benzi befreien, damit wir weiter auf der E6 Richtung Norden düsen können. Trondheim soll unser nächstes Ziel werden. Eine Etappe von über 500 km. Durchschnittsgeschwindigkeit hier 63 kmh. Autobahn wie wir sie kennen existiert hier nicht. Öfters ist 90 angeschrieben, was jedoch auf den hiesigen Strassenverhältnissen mit unseren Reifen nicht möglich ist. Uns fehlen einfach die Spikes, um so zu fahren wie die Norweger. Nichtsdestotrotz, die Umgebung will ja auch gesehen werden.



Die vielen Km zehren und wollen einfach nicht voll werden. Die Stunden ziehen sich nur so dahin und schwupps ist es doch um 16.00 Uhr bereits zappenduster. Zu allem Elend setzt auch noch heftiger Schneefall ein, so dass ich wie ein blindes Huhn um die Fjorde fahren kann. Immer wieder geht es bergauf und bergab. Glücklicherweise in sanften Kurven. Meist erleben wir schwarz-weiss Bilder, welche jedoch auch ihren Reiz haben. Grosse Stücke des Weges empfinde ich wie im Märchen! Ein paar Fotos mit der Handykamera aus dem Auto heraus geschossen, so dass wir bildliche Erinnerungen mitnehmen können. Lange Pausen sind nicht drin, es reicht die Zeit nicht dazu. In Trondheim übernachten wir bei einer Privatperson: Mona. Sie bietet ihr Zimmer Reisenden an. Bad und Küche dürfen mitbenutzt werden. Abends laufen wir noch eine Runde und gehen essen. Wir müssen mal die eigenen Hufe bewegen. Den Kopf lüften, nicht dass ich wieder auf Kollisionskurs gehen will mit einem rückwärts fahrendem Räumfahrzeug.
19.1.
Der Tag beginnt auch heute sehr früh. Heute soll Mo i Rana unser Ziel werden. Knapp unter dem Plarkreis. Die E6 fährt sich weiter so wie die letzten beiden Tage, nur dass sie einer mittleren Überlandstrasse gleicht. Auch heute ist nicht viel Tempo angesagt. Die Strassen sind weiterhin vereist und verschneit. Die Umgebung können wir trotzdem geniessen. Aber auch heute zählen sich die Stunden und mit Einbruch der Dunkelheit setzt wieder Schneefall ein. Es wird anstrengend. Leider biegt der langsam vor uns fahrende Wagen, welcher mir ein liebgewordenes Leittier wurde, vor unserem Ziel ab, so dass wir uns selbst weitertasten müssen. Die verrücken LKW-Fahrer kennen ja mal gar nichts. Was die überholen. Ich komme mir wie eine Schnecke vor. Getreu nach dem Motto: steter Tropfen höhlt den Stein, bin ich optimistisch, dass wir irgendwann dann doch einmal ankommen werden!



In Mo i Rana wurden wir auf ein kleines, schnuckeliges Motel umgebucht. Das Bad in der Dachschräge. Ein lustiges Bild, Peter musste schräg stehend duschen und im Spiegel oberhalb des Lavabos konnte man kein Gesicht sehen, er hörte auf Bauchhöhe auf. 🙂 Hier war die Stadt die ganze Nacht taghell beleuchtet. Es herrscht keine Strommangellage. Auch in den Häusern brennt Licht und geheizt wird: elektrisch. Gedankt sei es den Atomkraftwerken. Der Schnee fällt auch diese Nacht sacht und leise.


Also keine gewünschten Nordlichter, dafür am nächsten Morgen Benzi ausgraben. Peter hat ja schon Übung damit. Ich darf von der Wärme her zugucken: Arbeiten ist schön, ich könnte stundenlang zusehn!
20.1.
Heute gehts tatsächlich Richtung Lofoten, juhuu, wir werden bald da sein. Oder so. Als erstes gilt es den Polarkreis zu überwinden. Ob es sich wieder so speziell anfühlt, wie im 2016? Die Hochebenen sind ein Traum. Irgendwann kommt einem alles ein wenig bekannt vor. Wir bewegen uns weiter auf der E6, auf einem Teilstück, das wir bereits im Sommer 2016 mit den Motorrädern gefahren sind. Hier oben findet das Radio nur noch einen Sender und der rauscht nur. Alles ist irgendwie vertraut und doch anders, durch die Jahreszeit bedingt.



Am PolarCircle-Center eine kleine Enttäuschung: er ist abgesperrt. Hier wollte ich doch meine geschenkten Norwegischen Kronen auf den Putz hauen! Na gut, halten wir halt unten im Tal an. An der Raststelle muss auch ein Foto vom neuen GS-Girl-Hoodie gemacht werden. Drinnen finde ich einen meiner heiss begehrten Trolle, der muss mit.


Habe dauernd das Gefühl, dass er sich halb kaputt lacht hinter dem Fahrersitzt aus der Tüte heraus, er erscheint so lebhaft. Ob ich wohl schon zu lange gefahren bin? Das Tal, vom Polarkreis nach unten kam mir im 2016 so verwunschen vor, so unwirklich. Heute erschien es wieder anders im weissen Kleid. Obwohl wir einige Stellen wiedererkannt haben.



Nun dann, weiter nach Bognes. Dort ist der Hafen wo die Fähre in ca 1 Stunde auf die Lofoten fährt. Es wird spät und später. Auch heute fahre ich und fahre und fahre und fahre. Irgendwie sind unsere Tagesetappen zu lang. Man bekommt das Gefühl, man sei 100 km gefahren und es sei bestimmt schon wieder 1-2 Std. vergangen. Auf den Km Stand guckend, was erst wieder 15? Der Fährhafen will und will nicht kommen. 1.5 Std später als gedacht kommen wir doch noch an und müssen gar nicht allzulange aufs Schiff warten. Es läuft gleich in den Hafen ein. Von den Lofoten werden wir nicht viel sehen heute, es schneit und ist Dunkel wie in einer Kuh um 17.45 als wir vom Schiff fahren. Es wird 20.00 Uhr werden, bis wir in Laukvik ankommen und unser Haus suchen dürfen. Auch hier Pässe hoch und runter. Nur sind die Pässe nicht so hoch wie bei uns zu Hause und nur wenig Serpentinen. Auch die engeren Kurven sind gut ausgeschildert.
Eine Einheimische hilft uns, unser Haus zu finden. Hübsch hier. Als wir das Bett sahen, fragten wir uns, wie wir da drin schlafen sollten. Doppelstöckig, unten breiter, oben für Kind. Peter wird sich nicht strecken dürfen, sonst hauts die Kante unten weg. Wir müssen nachts übereinander krabbeln beim aufstehen. Probeliegen ein Desaster. Die Latten werden uns nicht halten und drücken durch die hauchdünne Matratze durch. Also ab ins Wohnzimmer aufs Auszugsofa. So wird es gehen, wenn auch nur knapp. Wir hatten schon schlimmere Betten.
Um 22.00 Uhr rissen die Wolken ein wenig auf, so dass ein Nebelschleier mit leichtem Hauch von Grün sichtbar wurde, von Auge fast nicht auszumachen. Ich musste natürlich vom Balkon her Peter herrufen. Und was geschah da? Ich habe einen erst gar nicht gesehenen Elch erschreckt! Man, den hätte man so gut beobachten können. Schnell die Kamera herrichten und ab auf den Balkon. Knippsen was das Zeug hält. Die Kameras sehen ja die Farben besser als das menschliche Auge. So sind doch noch ein paar grüne Bilder entstanden.


Die Gopro hat nachts auch ihre Arbeit getan, so dass ein schöner Timelapse zustande kam, trotz Wolken mit ein paar leichten Nordlichtern. Ein kleiner Trost.
21.1.
Was für ein Erwachen! Am Felsen gegenüber steht ein Elch und zupft am Gebüsch essbares ab. Bei näherem Beobachten, seh ich im Gebüsch, gut getarnt ein Elchkalb. Was für ein Anblick. Nun hiess es, ganz langsam bewegen, wir wollen sie ja nicht erschrecken. In der Küche die Kamera geholt und aus dem grossen Balkonfenster geknipst. Neugierig schaut Mutter Elch in die Stube, ob wir wohl genügend Abstand halten. Gemächlich trottet sie mit ihrem Kalb am Balkon vorbei und am Haus entlang hoch. Freude herrscht.





Elche haben Schuhgrösse 40 😁
Wir spazieren heute zum Leuchtturm. Es bläst ein kalter, heftiger Wind. Gut sind wir warm eingepackt. Das Laufen wird mühselig. Die Temperaturen sind gestiegen und es hat auf den Schnee geregnet. Alles komplett vereist. Nun heisst es vorsichtig gehen.


Ein paar Bilder entstehen auf unserem Spaziergang. Ins kleine Lädeli treibt es uns aus Neugierde auch noch. Was man hier auf kleinstem Raum alles erhält. Wir werden kein Einkaufszentrum suchen gehen müssen. Um halb drei wird es dunkel. Man verliert komplett das Zeitgefühl. Halb 5 haben wir das Bedürfniss Abendbrot zu essen und schlafen zu gehen. Ein komplettes Zeitdurcheinander. Es regnet und stürmt mit bis zu 70 kmh, laut Wetter-App. Zwischendurch hat man das Gefühl, es weht das Haus weg. Sind wir doch nur ca 120 m vom Meer entfernt und das letzte Haus an dem kleinen Weg. Die Borealis-App zeigt eine hohe Wahrscheinlichkeit für die Lichter. Die werden jedoch oberhalb der Regenwolke ihren Tanz aufführen, so dass wir uns heute mit dem Elcherlebnis begnügen. Die Gopro müssen wir wieder vom Balkon holen, es hat sie trotz schwerer Steinbeschwerung umgeweht. Nun dann, befragen wir das Internet, was wir die nächsten regnerischen Tage in der Umgebung unternehmen, bzw. angucken können.
23.1.
Gestern war für uns der perfekte Schlaftag. Wir brauchen sowas wie Urlaub und das war gestern. Völlig zeitlos aufgestanden und gefrühstückt bis irgendwann. Brigitte hat sich etwas aufs Sofa gelegt und nach draussen zu den tosenden Wellen geschaut, um dann wieder einzuschlafen. Ich habe ein virtuelles Netzwerk erstellt, mit dem ich die Kameras von der Küche aus steuern könnte, wenn sie denn stehen bleiben würden. Es stürmt und schüttet wie verrückt, kein Gedanke daran zu verschwenden, irgendwie eine Kamera draussen zu positionieren. Keine gescheiten Bilder zu kriegen. Wenn die Kamera nicht gerade vibriert oder gar umkippt, dann ist Wasser auf der Linse. Also bleibt es beim Trockentraining und Feineinstellungen für den E-Fall. Dann noch etwas Social-Media und Texte und Bilder für diese Seiten hochladen. Abends trinken wir Tee und Grog und gehen schön bettschwer ins Nest.
Der Sturm hat die ganze Nacht richtig getobt, jede Ritze und Ecke am Haus hat geheult und geknistert. Die haushohen Brecher am Ufer vom Balkon aus zu sehen, ist imposant. Blöderweise gibts davon kein Bild. Brigitte (Hasenfuss) dachte schon, dass das Haus mit uns fortfliegt. Ich hab nur gemeint, dass ja die Lofoten ursprünglich bekannt seien, für fliegende Häuser im Januar. 🤣

Nach ausgiebigen Frühstück sind wir nach Svolvear, dem Hauptort der Lofoten gefahren. Etwas unter die Leute mischen und bissle shopping. Ich LIEBE Biltema! Neben Schatzi, logo! Nach ca. 1:40h und fast 300 Franken leichter, hab ich immer noch das Gefühl, ich müsste da nochmal rein.
Hier kriegt man Dinge, die man in einem Festland-Baumarkt vergebens sucht. Dann noch ein paar Lebensmittel einkaufen und wieder heimwärts. Auf dem Parkplatz entdecken wir zwei kreisende Seeadler hoch über uns. Brigitte hat ihre D90 mit dem 300er sofort in der Hand und so gelingen ihr ein paar Shots gewissermassen „aus der Hüfte“.


Auf dem Heimweg lassen wir uns aber Zeit und fotografieren hier und da etwas und könnten ja… und überhaupt… Überall rinnt das Schmelzwasser zusammen, bildet Bäche und unterspült das Eis im Fjord, bis es bricht. Die Berge werden sichtbar und der Himmel reisst gelegentlich etwas auf.




Zu Hause werden die Kameras mit Weitwinkelobjektiven bestückt, denn die Vorhersagen lassen Hoffnungen aufkeimen. Brigitte geht alle 10 Minuten zum Balkon und schaut, ob das Wolkenloch grösser wird und sich verschiebt und kontrolliert natürlich, ob die Vorhersage wirklich übereinstimmt. Die kleine Cam hab ich vorsorglich mit Spanngurte am Geländer festgezurrt, da sollte nix mehr passieren. Die bleibt die ganze Nacht draussen und soll alle 20 Sekunden ein Bild schiessen. Daraus entsteht dann morgen wieder ein Zeitraffer(Timelapse), falls etwas zu erkennen ist 😀
Also dann bis morgen!
24.1.
Kein Timelapse, kein Bild, NICHTS. Tiefer konnten die Wolken nicht ziehen und Graupelschauer hat das Ganze noch verziert. Bei Tageslicht waren wieder schöne Brecher am Ufer zu sehen.
Die Ansicht ist beeindruckend, wenn man bedenkt, dass der mittige Felsen ca. 120 Meter entfernt und etwa 6 Meter hoch ist. Das Donnern der Brandung ist dann bis hier im Haus zu hören. Heute wollen wir uns Henningsvaer anschauen. Ein lauschiges Städtchen auf mehreren Inselchen verteilt und ausser seinem ruhigen nordischen Charme gibt es hier auch das wohl ungewöhnlichste Fussballstadion der nördlichen Hemisphäre.



Auf dem letzten Zipfel der Insel, wenige Meter vor dem Leuchtturm und umsäumt von Fischtrocknern haben die Fussballbegeisterten von Henningsvaer IHR Stadion errichtet. Verrückt, aber grossartig!






Auf dem Weg hin und zurück sind uns wieder ein paar Stellen mit schönen Motiven aufgefallen, die wir morgen mitnehmen werden, denn da werden wir fast die selbe Strecke noch einmal fahren und uns Geschichte und Geologie zu Gemüte führen.


In Svolvaer haben wir das Einkaufszentrum besucht und sehr angenehm Kaffee genossen, bevor es auf gefrierender Strasse wieder heimwärts ging. Ausserdem hat Brigitte endlich ihr neues Einkaufstransportmittel für winterliche Bedingungen gefunden. 😂
25.1.
Heute wird mal der Wecker gestellt. Wir haben ja gar kein Zeitgefühl mehr, in dieser fast immer gleich bleibenden Dämmerung. So knapp hell ist es nur für ca 3 Std. Also nur kurze Zeitfenster, um mit Tageslicht zu fotografieren. Auf dem Weg Richtung Svolvaer halten wir nun mal am Punto Panoramico an, um dort über die Treppen und Stege zu gehen. So können wir hinter dem Berg auf ein kleines auf einer Landzunge erbautes Dörfchen sehen.



Am äussersten Ende ist die Kirche gebaut. Über uns kreist einmal mehr ein Seeadler. Sie begrüssen uns fast täglich. Weiter geht’s Richtung Borg. Alles an Fjorden entlang auf der E10. Über riesige Brücken und unzählige Tunnels von einer Insel auf die Nächste. Überall sieht es wieder landschaftlich anders aus. Brücken und Tunnels bauen, das können die Norweger. Nicht einfach nur eine schnöde gerade Brücke, nein geschwungen soll sie sein. Die Schiffe müssen ja auch noch durch passen.

Hier in Borg steht das Wikingermuseum mit dem längsten Langhaus in ganz Europa. Es wurde nach alten Vorlagen originalgetreu nachgebaut. Faszinierend, was die Wikinger schon selbst gebaut und hergestellt haben. Glas und Schlösser mit Schlüsseln. Bauten in Erdwallen, Tische und Bänke.





Mich befremden die kurzen Betten. Meine Vorstellung von Wikingern war, grosse Menschen. Und ganz wichtig: die Helme hatten KEINE Hörner!








Ein „Wikinger“ sass am Tisch und nähte aus Kuhleder Schuhe. Er zeigte uns, wie das geht anhand seiner eigenen Schuhe, die er trug. Auf die Frage, ob dies nur für das Museum sei, antwortete er: Nein, ich trage die immer, ich besitze nur 2 Paar. Eines für Sommer, eines für Winter. Die seien so bequem und halten. Er habe sogar Krallen, um diese um die Sohle zu binden bei Eis und Schnee. Verrückt.
Nun, der Tag ist noch relativ jung, so dass wir beschliessen, eine nahe gelegene Sehenswürdigkeit angucken zu gehen. Das Dragons´s Eye am Uttakleivstrand. Kleine Strassen führen uns dorthin. Einmal um einen Berg herum, Strasse runter und durch den einspurigen Tunnel mit Gegenverkehr. Gut nur gibts Ausweichstellen. Aus dem Tunnel heraus, eine andere Welt. Wo ist der Schnee? Hier ist ja alles grün! Sandstrand begrüsst uns. Ich fühl mich im falschen Film. Nichts destotrotz, laufen wir nach dem P dem Weg entlang und suchen das Drachenauge, sowie den Drachenkopf.


Blöd nur, haben wir uns vorher nicht besser informiert über den Tidenhub. Wir waren natürlich zur Flutzeit da. Also vergebens gesucht. Jedoch viele schöne Steinformationen gesehen und einen tollen Spaziergang gemacht. Bei klarer Sicht wird hier der Sonnenuntergang herrlich sein. Nun denn. Ein andermal wieder. Für die ca 110 km zurück benötigen wir über 2 Std. auf den verschneiten, eisigen Strassen. Uns fehlen immer noch die Spikes.
26.1.
Gestern Abend rätselten wir, was wir denn heute unternehmen könnten. Vieles ist einfach zu weit weg. Naja nicht anhand Kilometerzahlen, sondern Zeit, die es braucht um anzukommen. Hier geht das nicht so flott über Autobahnen. Es ist für uns ein dahindümpeln. Nun denn, beschliessen wir einfach ins Blaue zu fahren ohne Ziel und Zeit. Wir nehmen heute die Küstenstrasse Midnattsolveien, die aus unserem Dorf herausführt. Immer der Küste entlang. Hier werden wir bestimmt mit Motiven fündig und machen einfach einen Knipsi-Tag.



Die Motive lassen auch gar nicht lange auf sich warten. Manchmal brauchen wir in den Ausweichnischen stehend Geduld, bis wieder eine Schneeschauerfront vorbeigezogen ist.





Hier ists wie im April, das Wetter macht was es will. Es ändert alle 10 Min die Meiung was es denn nun soll. Das geht von starken Schneeschauern über Graupel, Sonnenschein und kurze Regendusche bis zur grössten Windböe. Dazwischen gibt’s die kurzen Zeitfenster um zu knipsen. Schönes zu sehen gibts noch viel mehr. Um jede Kurve eine andere Landschaft. Einfach traumhaft. Man könnte gucken, gucken, gucken. Überall kann man Beiss- und Fresspuren von Elchen sehen.

Nach ca. einer Stunde drehen wir um, um wieder den gewohnten Weg zurück zu fahren, da sich ein grösserer Schneesturm anbahnt. Wir wollen bei noch einigermassen Sicht wieder zurück sein. Im kleinen Lädeli im Dorf zu Fuss noch den Einkauf erledigt. Hier gibt’s wie bei Tante Emmaladen alles zu finden. Vom Fischereibedarf über Lebensmittel zu den nötigsten Apothekensachen. Die Wolkendecke reisst nochmals auf, so das Peter optimistisch wird für den Abend. Die Vorschau für Nordlichter wäre so gegen 22.00 Uhr optimal. Ich ringe ihm das Versprechen ab, wenn’s bei uns wieder so dicht zuzieht, fahren wir ein Stück aus dem Dorf heraus. Frei nach dem Motto: wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Ich persönlich habe die Nordlichter sehen abgehakt.
Für morgen nehmen wir uns vor, nochmals nach Uttakleiv zu fahren, wenn die Tide tief ist. Die Zeit haben wir schon mal recherchiert!
27.1.
Es hätte mich gewurmt, wenn wir da nicht nochmal hingefahren wären! 10:34Uhr war die Ebbe am tiefsten Punkt, aber trotz frühem Aufstehen, sind wir erst 20 Minuten später angekommen. Das war aber kein Problem, die Flut war gerade erst leicht auflaufend und so konnten wir das „Dragon’s Eye“ in aller Ruhe bestaunen. Zuerst aber mussten wir es finden. Es gibt zwar Hinweise beim Parkplatz am Anfang des Weges, aber man muss es erlaufen und im Geröllfeld am Strand erkunden.



Krasses Gefühl, wenn man plötzlich davor steht! Wie gross es ist und diese Farben! Da ist gleich das üble Wetter vergessen. Die Felsen sind durch Algenüberzug sehr schlüpfrig und man muss guten Halt suchen.



Wind und Regen zwingen uns, bestimmte Motivwinkel zu vermeiden und die Kameras gegen zu viel Nässe zu schützen. Die vertragen schon etliches an Nässe, aber wasserdicht sind sie nicht 100%ig und Wassertropfen auf der Linse machen Bilder nicht besser. Ein tief zufriedenes Gefühl ist das, wenn man trotz widriger Bedingungen sein Ziel erreicht hat. Sicher gibt es Bilder bei besserem Wetter, ich stell mir auch Licht vom Sonnenuntergang vor. Aber Schönwetterfotos kann jeder.


Was wohl hier in Laukvik nicht mehr klappen wird, sind Bilder von der Aurora. Im Zeitraffer vom 25.1. waren Lichter im natürlich sichtbaren Bereich zu sehen, aber die Wolken… Letzte Nacht war der KP-Index noch bei 2,87, das hiesse ebenfalls im sichtbaren Bereich, aber die Wolken wollten partout nicht aufreissen. Die Cam auf dem Balkon hat ca. 12Stunden nur wechselnde Grautöne aufgezeichnet. Das ist enttäuschend, aber die Hoffnung liegt auf noch auf Kiruna. Dort herrscht mehr subarktisches Kontinentalklima, welches ruhiger und klarer ist, als das ständig bewegte Küstenklima hier an der Westküste. Nun, die Hoffnung stirbt zuletzt!
28.1.
Heute ist ein Tag der Abreise-Melancholie. Wir haben lange in den Tag hinein geschlafen. Morgens gegen halb 5 waren wir noch aktiv beim Fotografieren, weil Brigitte ein Wolkenloch entdeckte (was macht sie nur nachts?). Die Ausbeute ist eher dürftig, aber wir sind froh, überhaupt etwas gesehen zu haben.




Der Rest des Tages zog sich mit Wetterkapriolen hin, die gar nicht so nach draussen locken wollten. Also dösten wir ein wenig herum und sammelten langsam unser Zeug zusammen, damit es morgen gleich losgehen kann. Ca. 480Km sind es morgen nach Kiruna und für unterwegs sind Schneefälle vorrausgesagt. Da fahren wir lieber mit Zeitpolster los.
29.1.
Die für die Strecke vorausgesagten Schneefälle beschränkten sich offenbar nur auf die Lofoten und einen kleinen Teil im Hochland. Sonst wurde das Wetter zunehmend besser und so sind dann unterwegs ein paar Fotos entstanden. Nach dem Grenzübertritt zu Schweden gab es sogar wieder ein paar Radiosender ohne Rauschen.



Die Fahrt am See Torneträsk zieht sich unglaublich. Man hat das Gefühl an einem Fjord zu fahren. Immerhin ist er mit 70Km etwa 7Km länger als der Bodensee. Von dort aus war dann auch das Lapporten zu sehen, ein sehr markantes Tal zwischen zwei Bergen. In Kiruna angekommen haben wir erst auf dem Camp Alta in unsere romantische Kota eingecheckt und sind dann auf eine Pizza bis in die Stadt gefahren.



Als wir zurück kamen, konnten wir einen schönen Halo um den hochstehenden Halbmond fotografieren. Da bedeutet natürlich, dass wir in den oberen Luftschichten Eiskristalle haben, also keine klare Sicht.


Wir haben uns entschlossen, den Wecker zu stellen und in der Nacht noch einmal draussen zu schauen, ob wir denn nun endlich das richtige Feuer sehen können. Wir hatten wieder kein Glück.
Nachtrag am 19.02.
nach etwas Nachdenken, ob ich das hier so posten sollte, aber das wollte ich loswerden!
Noch bevor wir Kiruna anfuhren, war mir die Bedeutung des Ortes bewusst. Ich kannte diesen Namen.
Kiruna klingt in deutsch wie Garzweiler2 oder Jänschwalde Ost.
Hier ist es keine Kohle- sondern eine Kupfermine.
Hier der offizielle Wiki.Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Kiruna
Man weiss ja: der westliche Teil des Ortes muss umziehen, um die Mine weiter nutzen zu können. Optimal ist Richtung Osten.
Wir haben beim Durchfahren die neuen Stadtteile gesehen. Nicht alt-nostalgisch, sondern Top-modern. Muss jeder selbst entscheiden.
Dies ist mein persönlicher Eindruck:
Wir treffen Menschen, die mit ihrer Umwelt im Reinen sind. Kein Protest, keine Greta (sie wohnt fast gleich um die Ecke!)
Kein Protest, kein Plakat, kein Mensch klebt hier auf der Strasse (das wär auch mal RICHTIG hart und würde mir bei den -25°C dann doch etwas Respekt abringen)! Alle oder die meisten leben hier von der Mine oder den Zulieferern.
Ganz normales Leben, Menschen auf den Strassen, Cafe`s, Kino, Disco, alles, was ALLE wollen!
Auch nach Einbruch der Dunkelheit (die gibts hier sehr viel!), einfaches Stadtleben wie anderswo.
Eine Pizza nehmen wir in einem PIZZA-Imbiss und werden überrascht! Auf Grossbildschirm wird uns die Schweiz vorgeführt!
Es ist toll, wie man sich hier mit der Schweiz vergleicht! Für einen Moment fühlen wir uns ganz tief zu Hause.
In Kiruna.
30.1.
Von Kiruna nach Sorsele. Heute bin ich mal Beifahrer. Ein Hasenfussbeifahrer, so dass Peter im Schnitt nur 60kmh auf der Uhr hat. Nach einer gut geschlafenen Nacht, in einem richtig grossen Bett, heute mal frischer aufgewacht. Wir ziehen früh los, damit wir nicht wieder in schwärzester Nacht unterwegs sein müssen. Lappland begrüsst uns eisig kalt mit Schnee behangenen Bäumen. Die Strassen ziehen sich kilometerweise durch die Wälder, vorbei an unzähligen Seen. Langweilig wird es nicht. Es gibt immer mal wieder etwas zu sehen. Die Farben durch das sich verändernde Licht spielen mit. Wir erblicken Fussspuren von Tieren. Hinter unserem Häuschen waren heute sogar Hasenspuren zu sehen. Die Verkehrsschilder in den Kurven und an verengten Stellen, werden Schweden gerecht. Sie sind in blau-gelb gehalten.



Muss ich natürlich gleich verewigen. Glaubt einem ja sonst keiner! Nach unglaublich gefühlt laaaanger Zeit überqueren wir den Polarkreis Richtung Süden. Es kommt mir falsch vor, macht den Nachhauseweg so real. Dafür sehen wir heute im Wald, an der Nähe des Strassenrandes Rentiere im Winterkleid. Eines ist sogar ganz in Weiss angezogen. Hier müssen wir mitten auf der Strasse anhalten! Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen!



Die Sonne drückt sich heute wirklich durch die Wolken. Fast unglaublich. Es gibt tolle Gegenlicht Aufnahmen. Und, wir erleben unseren ersten Sonnenuntergang.




In Sorsele erst mal ein kleiner Schreck. Das Hostel ist zu, in dem wir gebucht haben. Nun dann, erst mal einkaufen und was essen. In dieser Zeit kommen die Anweisungen, welche Erleichterung. Der Himmel ist klar, der KP Wert so tief, dass wir auch heute (letzte Chance für dieses Jahr) keine Nordlichter sehen werden. Da fahren wir halt mal Sternlis knipsen. 🙂
31.1.
Heute war nur fahren, fahren und fahren angesagt. insgesamt 640km sollten es werden bis Orsa. Da blieb nur Zeit für ein paar Fotos am Strassenrand, ein paar Birkhühnern in den Bäumen und immer wieder Sonne und Schnee.









Am Abend sind wir im wunderscönen, alten Haus Trunnagarden in Orsa angekommen. Ein Charme von altem Landhaus weht hier, diese tollen Zimmer, diese unglaublich schönen Kachelöfen… einfach alles.






Morgen geht’s nach Göteborg auf die Fähre nach Kiel und dann nach Leipzig. Dort werden wie immer zwei Geburtstage gefeiert. Und Montag… ja Montag ist der schöne Urlaub vorbei. bis zum nächsten Mal.